Ergebnisse
Ergebnisse Teilprojekt Populationsbiologie
Zielarten
Aus der Vielzahl der im Oelsener Gebiet vorkommenden botanischen Zielarten wurden einige Pflanzenarten ausgewählt, bei denen im Rahmen der populationsbiologischen Untersuchungen weiterführende Untersuchungen durchgeführt wurden.
Artenauswahl und Gefährdungsstatus der Zielarten nach den Roten Listen Deutschlands und Sachsens (BfN 1996, LfULG 2013), Schutzstatus und besondere Verantwortlichkeit Deutschlands für den Erhalt der jeweiligen Art (nach Rote Liste Dt. sowie Welk 2002 und Ludwig et al. 2007, Angaben nach Floraweb 2014). (Rote Liste Status: 1= vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste).
Ziel der populationsbiologischen Untersuchungen in Phase I waren Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich die Bestände der Zielarten langfristig erhalten, vergrößern und wiederansiedeln lassen.
Im Folgenden werden stichpunktartig die wichtigsten Ergebnisse der Phase I dargestellt (vgl. BfN 2010).
- Die standörtlichen Bedingungen der Wuchsorte scheinen aufgrund von Flächenversauerung besonders für Primula veris, Phyteuma orbiculare, Laserpitium prutenicum und Iris sibirica nicht dem in der Literatur angegebenen Optimum zu entsprechen.
- Die Zielarten zeigen ex-situ ein hohes Regenerationsvermögen. Eine ausbleibende generative Regeneration der Bestände steht damit nicht im Zusammenhang mit einer fehlenden Keimungs- oder Lebensfähigkeit der Samen.
- Untersuchungen zur Diasporenbankdauer zeigen, dass
- Arnica montana eine vergängliche Diasporenbank besitzt,
- Laserpitium prutenicum eine mittellebige Diasporenbank aufbaut,
- die Diasporenbank von Crepis mollis und Trifolium spadiceum mindestens mittellebig ist,
- bei Dianthus sylvaticus, Iris sibirica, Phyteuma orbiculare und Primula veris eine langlebige Diasporenbank vermutet werden kann.
- Aussaatversuche in Blockversuchsanlagen zeigen, dass sich kleinflächige Bodenverwundungen günstig auf die Keimung einzelner Zielarten auswirken. Allerdings blieb die Aussaat von Laserpitium prutenicum und Phyteuma orbiculare erfolglos.
- Eine Auspflanzung vorgezogener Individuen der Zielarten war bei den meisten Zielarten erfolgreicher als die Einsaat von Diasporen. Bei Crepis mollis, Dianthus seguieri und Primula veris wurden bereits im ersten Jahr nach der Pflanzung Blüten- und Fruchtansätze beobachtet. Phyteuma orbiculare konnte nicht durch Auspflanzung etabliert werden.
- Die Auflichtung einer Wiesenaufforstung erwies sich für die Regeneration eines Bestandes von Iris sibirica, der bis zur Auflichtung vegetativ überdauert hatte, als erfolgreich.
- Demographische Untersuchungen bei Laserpitium prutenicum zeigten ein potenziell hohes Regenerationsvermögen des Bestandes an. Für den kurzfristigen Erhalt des Bestandes sind ein später Mahdtermin sowie günstige Keimungsbedingungen durch Entfernen von Streu erforderlich. Durch diese Maßnahmen ist die Gefahr des Erlöschens des Bestandes aufgrund von zufälligen Störungen jedoch nicht gebannt.
Vorläufige Ergebnisse nach 2 Jahren Phase II
Gentianella lutescens
Gentianella lutescens wird seit Herbst 2013 versuchsweise ausgesät, um die Keimungsdynamik in situ zu untersuchen und wichtige Faktoren für den Etablierungserfolg zu ermitteln. Aus der Aussaat 2013 wurden im ersten Jahr 101 Individuen gezählt, von denen 36 im Sommer 2015 zur Blüte kamen. Die Art reagiert im Keimlingsstadium sehr empfindlich auf Trockenheit und profitierte bei der erneuten Aussaat 2014 wahrscheinlich von einer geänderten Aussaatmethode, bei der in einer Linie statt auf einer freigekratzten Fläche ausgesät wurde. Trotz eines ebenfalls trockenen Frühjahrs und Sommers 2015 lag die Mortalität der Keimlinge bei 11%, während die Verluste im Vorjahr 45% betrugen.
Orchis mascula
Alle Orchis mascula-Vorkommen im Oelsener Gebiet werden jährlich erfasst, wobei unter anderem Populationsstruktur, Anzahl der Blüten und Anteil der sich daraus entwickelnden Samenkapseln aufgenommen werden. Die Auswertung zeigt deutliche Unterschiede bei den fitnessrelevanten Parametern zwischen den Beständen, die mit dem Gesamtstickstoffgehalt (Nges) und dem pH-Wert des Bodens erklärt werden können. Zunehmender pH-Wert und Nges haben besonders auf die Kapselreifung einen negativen Einfluss. Auch die Anzahl blühender Individuen sinkt mit steigendem pH.
Um den Einfluss des Aussaattermins auf die Protokormentwicklung von Orchis mascula zu bestimmen, wurden Diasporen in Diarähmchen zu 5 Herbstterminen 2013 und 5 Frühjahrsterminen 2014 ausgebracht und im Herbst 2015 wieder ausgegraben und untersucht. Die Anzahl gebildeter Protokorme und Bulben steigt mit dem Fortschreiten des Aussaattermins zum Ende des Jahres und nimmt im Frühjahr wieder ab. Demnach ist der Zeitraum für die Aussaat zwischen Anfang November und Ende März günstiger als in den Perioden davor und danach.